Kommunikationstypen im Büro: Wie Sie die Kommunikation am Arbeitsplatz verbessern

Diese Kommunikationstypen begegnen dir jeden Tag im Büro

Herr Maulfaul trifft Frau Plaudertasche, Herr Angsthase trifft Frau Helfersyndrom: Im Büro prallen jeden Tag die verschiedensten Kommunikationstypen aufeinander. Manche Typen passen perfekt zueinander. Bei anderen ist der Konflikt vorprogrammiert. Noch komplizierter wird die Situation durch geschlechtsspezifische Unterschiede. Denn Frauen kommunizieren ja bekanntlich anders als Männer. Eine zunehmend wichtigere Rolle spielen zudem interkulturelle Unterschiede in der Kommunikation, da immer mehr Teams international zusammengesetzt sind.

Zusammenarbeiten müssen trotzdem alle miteinander, schließlich hängt der unternehmerische Erfolg davon ab. Da trifft es sich gut, dass die Kollegen in der Regel nicht starr in eine Kommunikationstyp-Schublade passen. Die meisten Menschen beherrschen nicht nur eine Kommunikationsrolle bzw. einen Kommunikationsstil, sondern können situativ in verschiedene Rollen schlüpfen. Trotzdem bringt es dich in vielen Situationen weiter, wenn du weißt:

  • welche Kommunikationstypen es gibt,
  • wie sie ticken
  • und wie du sie im Sinne deiner Interessen am besten in den Griff bekommst.

Acht Kommunikationstypen, die du in (fast) jedem Büro finden kannst

Der Psychologe Friedemann von Thun hat sich intensiv mit unterschiedlichen Kommunikationsstilen beschäftigt. Acht Kommunikationstypen sind dabei herausgekommen, die dir mit hoher Wahrscheinlichkeit alle schon einmal im Arbeitsalltag begegnet sind. Und natürlich wirst auch du dich und deine Kommunikation unter diesen Kommunikationstypen wiederfinden.

Der Unsichere, Hilfsbedürftige und Ängstliche

  • Ist unterwürfig und verzweifelt
  • Stets überfordert und voller Selbstzweifel
  • Kommuniziert Überforderung und Unsicherheit mit fast flehender Stimme und einem hilflosen Lächeln
  • Zieht sich gern in die Passivität zurück
  • Hat Schwierigkeiten, sich vor einer größeren Gruppe Gehör zu verschaffen
  • Erhält das Image: Hat keine Meinung
  • Reagiert sehr sensibel auf Druck von außen

So gehst du am besten mit ängstlichen und unsicheren Kollegen um:

  • Vermittle deinem unsicheren Kollegen Sicherheit und lobe ihn für das, was er tut.
  • Setze ihm bei Aufgabe einen festen Zeitrahmen, wie er sich die Zeit für die Lösung einteilt, überlasse aber ihm.
  • Reduziere Risiken für deinen ängstlichen Kollegen, indem du ihn z. B. mit Checklisten oder Referenzen bei der Erfüllung seiner Aufgaben unterstützt.
  • Ermutige deinen Kollegen, seine Qualitäten und Fähigkeiten zu nutzen.

Der Helfer

  • Das genaue Gegenteil des Hilfsbedürftigen
  • Starke, aber einfühlsame Stimme
  • Signalisiert anderen: „Du hast meine Unterstützung.“ Will ihnen ein starker Partner sein.
  • Kann gut zuhören, zeigt Verständnis und Empathie
  • Vermittelt Stärke und Kompetenz
  • Sein Helfersyndrom verhindert, dass er auch einmal Nein sagen kann
  • Helfender und Hilfsbedürftiger passen im Büro ganz klar perfekt zueinander

So gehst du am besten mit Helfersyndrom-Kollegen um:

  • Verdeutliche ihm, dass er auch einmal Nein sagen und selbst um Hilfe bitten kann.

Der Selbstlose

  • Übernimmt stets hilfsbereit Aufgaben
  • Tritt unterwürfig auf
  • Zeigt seine Schwächen
  • Denkt, nur wenn er hilft, ist er wer
  • Gewinnt aus den Erfolgen, die Kollegen durch seine Mithilfe erringen, seine Anerkennung
  • Ist häufig schlecht gelaunt

So gehst du am besten mit selbstlosen Kollegen um:

  • Lobe und ermutige ihn, auch einmal klar und verbindlich seine Meinung zu äußern.

Der Aggressive

  • Setzt auf Konfrontation, Empörung und Verteidigung
  • Ist aufbrausend und unterbricht andere
  • Hört nicht zu und verträgt keine Kritik
  • Nutzt häufig ausschweifende oder beschuldigende Gesten
  • Hält andere in Schach und versucht sie zu entwerten
  • Verhält sich rücksichtslos und stellt sich gerne über andere
  • Aggressive und wichtigtuerische Kollegen passen nicht gut zusammen. Vorsicht Konfliktpotenzial!

So gehst du am besten mit aggressiven Kollegen um:

  • Vermeide Streit mit deinem aggressiven Kollegen.
  • Übe lieber keine Kritik an ihm.
  • Nimm seine Angriffe nicht persönlich, reagiere mit Humor.
  • Atme tief durch und warte, bis sich der Hitzkopf beruhigt hat.
  • Bleib sachlich und zuvorkommend und verfolge deine Ziele.

Der Kontrolleur und Rechthaber

  • Ist der festen Überzeugung, dass er genau weiß, was richtig und was falsch ist
  • Kommt gerne auf moralische Aspekte zurück
  • Wirkt bestimmend und kontrollierend
  • Ist unbelehrbar und nicht bereit, Kompromisse einzugehen

So gehst du am besten mit rechthaberischen Kollegen um:

  • Auch wenn es dir schwer fällt, betone die Kompetenz deines Kollegen und lobe ihn. Er giert nach Anerkennung und sein Widerstand gegen deine Anliegen und Argumente wird geringer.
  • Nutze das fraglos vorhandene Wissen deines rechthaberischen Kollegen und profitiere davon.
  • Versuche mit ihm eine Einigung zu erzielen, dann wir er sich für euer gemeinsames Anliegen mit voller Kraft einsetzen.

Der Zurückhaltende, der Skeptiker und Schweiger

  • Redet einfach sehr wenig, ist deswegen aber nicht ängstlich oder schüchtern
  • Ist schwer einzuschätzen, da er Gedanken und Gefühle nicht mit anderen teilt
  • Nutzt wenn er redet, eine eher sehr sachliche Sprache
  • Hat Probleme, eine Nähe zum Gesprächspartner zuzulassen
  • Seine Körpersprache unterstützt die ablehnende Haltung z. B. durch verschränkte Arme
  • Kann meist sehr gut zuhören

So gehst du am besten mit zurückhaltenden Kollegen und Schweigern um:

  • Stelle offene Fragen, die dem Schweiger mehr als nur ein Ja oder Nein als Antwort entlocken.
  • Lass ihm genügend Zeit für die Antwort, atme tief durch, bleib entspannt und lächle.
  • Hast du den Schweiger zum Reden gebracht, unterbrich ihn nicht.
  • Im Gespräch mit einem zurückhaltenden Kollegen nicht zu schnell reden und nicht zu häufig das Thema wechseln.

Der Mitteilungsbedürftige, Wichtigtuer und Dauerredner

  • Selbstbewusster Leitspruch: „Achtung, jetzt komm ich!“
  • Redseliger Typ, wirkt häufig hektisch
  • Steht auf Selbstinszenierung und verlangt Bestätigung
  • Ist mit permanenter Selbstprofilierung beschäftigt
  • Gibt Gesprächspartnern kaum eine Chance, nachzufragen oder eine Bemerkung einzuwerfen
  • Belästigt andere mit seinen Berichten darüber, was er alles kann, wie angesehen er ist, wen er kennt
  • Der Zurückhaltende und der Mitteilungsbedürftige passen nicht gut zueinander, den Zurückhaltenden nervt der Mitteilungsbedürftige sehr.

So gehst du am besten mit notorischen Dauerrednern um:

  • Lass ihn quatschen und höre zu.
  • Nutze eine Atempause des Dauerredners, um mit deinem Wortbeitrag zu starten.
  • Leite deine Ausführungen mit einer netten Bemerkung ein.
  • Übernimm die Gesprächsführung, indem du das vom Dauerredner Gesagte kurz wiedergibst und Nachfragen anschließt.

Geschlechterkrieg? Kolleginnen und Kollegen reden im Büro nicht die gleiche Sprache

Kompliziert: Männer und Frauen leben quasi von Natur aus in verschiedenen Sprachwelten. Sie interpretieren Gespräche häufig unterschiedlich, was immer wieder zu Missverständnissen zwischen den Geschlechtern führen kann. Dabei ziehen Frauen in der nach wie vor männerdominierten Geschäftswelt in vielen Fällen den Kürzeren.

Herr Kollege Selbstbewusstsein

Männer setzen ihre Mimik und Gestik stärker dazu ein, um ihren Platz in der Hierarchie zu sichern und zu bewahren. Sie treten selbstbewusster auf als ihre weiblichen Kollegen.

Frau Kollegin Beziehungspflege

Frauen denken weniger hierarchisch und bemühen sich stärker um Beziehungsaufbau und Beziehungspflege. Sie können Sachverhalte präzise und differenziert schildern und achten im Gespräch darauf, dass jeder Gesprächspartner zum Zuge kommt. Kommunikationsexperten empfehlen Frauen, gerade in der Berufswelt öfter mal den männlichen Kommunikationsstil zu übernehmen und männertypisch auf die Pauke zu hauen. Allerdings fühlen sich viele Frauen in dieser Situation nicht wohl.

Ganz schön bunt: Internationalisierung im Büro

Immer mehr Chefetagen und Büroteams sind international zusammengesetzt. In diesen Teams treffen die unterschiedlichsten Kommunikationstypen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen aufeinander.

So sind Deutsche z. B. eher direkt, Amerikaner verhalten sich hingegen eher diplomatisch. Chinesen greifen auch einmal mitten im Gespräch zum Telefon und Inder haben ein ganz anderes Verständnis von Pünktlichkeit, ein halbe Stunde Verspätung gilt in diesem Kulturkreis noch als pünktlich.
Für viele Unternehmen ist die internationale Zusammensetzung der Belegschaft ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die interkulturelle Zusammenarbeit kann aber durchaus auch zu Differenzen oder Konflikten führen, gerade wenn das Wissen über die kulturellen Unterschiede fehlt.

Aufeinander zugehen

Kommunikation im Büro kann bei dieser Vielfalt an Kommunikationstypen und den geschlechtsspezifischen Sprachwelten nur funktionieren, wenn man gegenseitig aufeinander eingeht und nicht rücksichtslos die eigenen Interessen verfolgt. Gleichzeitig kann man mit ein wenig gutem Willen die Sprache der anderen lernen.

Unsere Quellen und mehr Infos

www.schulz-von-thun.de
www.faz.net/aktuell/beruf-chance/
www.wiwo.de/erfolg/management/
www.germanistik-kommprojekt.uni-oldenburg.de
www.welt.de/gesundheit/psychologie/
www.sueddeutsche.de/karriere/
www.experteer.de/magazin/
www.eu-eqt.de