Arbeitgeber in der Glaubwürdigkeitskrise? – Nur noch wenige Bewerber haben Wunscharbeitgeber

Zweifelnde Bewerber: Arbeitgeber in der Glaubwürdigkeitskrise? – Nur noch wenige Bewerber haben Wunscharbeitgeber

Viele Unternehmen stecken viel Geld in die Entwicklung ihrer Arbeitgebermarken. Damit wollen sie in den Köpfen von Mitarbeitern, Bewerbern und Nachwuchstalenten landen und das nicht irgendwie, sondern als besonders attraktiver und mitarbeiterfreundlicher Arbeitgeber – kurz: als Wunscharbeitgeber bzw. Traumarbeitgeber. Können sich die Unternehmen zukünftig den damit verbundenen Aufwand und die erheblichen Kosten sparen?

Eventuell schon, nimmt man die Bewerber und ihr Verhalten genauer in den Blick. Denn tatsächliche Wunscharbeitgeber haben in Deutschland nur noch die wenigsten. Fragt man Bewerber danach, bei welchem Arbeitgeber sie gerne arbeiten würden, erhält man heute in den meisten Fällen die Antwort: Ich habe keinen Wunscharbeitgeber. Zu diesem für Arbeitgeber unerfreulichem Ergebnis kommt eine Befragung von über tausend Bewerbern.

Sieben von zehn Bewerbern ohne Wunscharbeitgeber

Die Zahlen: Über 70 Prozent der befragten Bewerberinnen und Bewerber gaben an, keinen Wunscharbeitgeber zu haben. Nur knapp 30 Prozent nannten tatsächlich ihren Wunscharbeitgeber in Deutschland. Besondere Spitzenreiter unter den Unternehmen gab es dabei jedoch nicht. Weder die großen deutschen Autobauer noch internationale Unternehmen aus dem Online-, Start-up und IT-Bereich konnten bei den Bewerbern besonders punkten.

Was nach Ansicht der Studienautoren – zwei Kommunikationsexperten – vor allem mittelständische und kleine Unternehmen freuen dürfte, die nicht so viel Geld in das Marketing für die eigene Arbeitgebermarke stecken können. Verlierer sind hingegen die großen Unternehmen, die erhebliche Budgets in den Aufbau und die Entwicklung ihrer Arbeitgeber-Brands stecken. Offenbar mit wenig Erfolg.

Arbeitgeber-Rankings an der Realität vorbei

Die in regelmäßigen Abständen präsentierten Top-Arbeitgeber-Rankings spiegeln insofern nur dir halbe Wahrheit. Das Problem: Den Befragten wird zur Ermittlung derartiger Rankings in der Regel eine Liste mit vorgegebenen Arbeitgebernamen vorgelegt. Diese Arbeitgeber sollen sie nach ihrer Attraktivität bewerten. Ob es sich dabei tatsächlich um die Wunscharbeitgeber der Befragten handelt, bleibt bei dieser Methode offen.

Wenig Vertrauen in Werbeaussagen der Arbeitgeber

Dazu passt, dass viele Bewerber den Aussagen der Arbeitgeber nur wenig bis gar kein Vertrauen schenken. Dem schönen Schein der Arbeitgebermarken stehen sie kritisch bis skeptisch gegenüber.

  • Immerhin 65 Prozent der kritischen Bewerber denken, dass Arbeitgeber auf ihren Webseiten, externen Karriere-Portalen oder in Stellenanzeigen auch einmal die Wahrheit verbiegen.
  • Fast 30 Prozent halten die präsentierten Aussagen für austauschbar und damit für unglaubwürdig. Was sich für viele leider auch im konkreten Bewerbungsprozess bestätigt.
  • Sieben von zehn Bewerbern mussten bereits die Erfahrung machen, dass das, was sie im Bewerbungsprozess bei einem Arbeitgeber tatsächlich erlebten, vom Unternehmensbild in der Werbung abwich.

Und diese erlebten Abweichungen verändern den Blick eines Bewerbers auf ein Unternehmen nachhaltig.

Fazit: Neue Wege in der Bewerberansprache gesucht

Das Bewerbermarketing steckt in einer Krise. Unternehmen schaffen es nicht mehr, sich glaubwürdig als Wunscharbeitgeber bei den Bewerbern zu platzieren. Für die Arbeitgeber bedeutet das, dass sie verstärkt nach neuen Wegen suchen müssen, um die besten Köpfe für sich zu gewinnen.

Über die Wunscharbeitgeber-Studie

Studie zur Arbeitgeberkommunikation in Deutschland der Unternehmensberatung Employer Telling. Befragt wurden 1052 Bewerberinnen und Bewerber durch das Marktforschungsinstitut respondi.

Unsere Quellen und mehr Informationen

www.personalwirtschaft.de/recruiting/
blog.searchtalent.de
www.wirtschaftspsychologie-aktuell.de