Im Berufsleben noch einmal von vorn anfangen? Für einen Perspektivenwechsel bist du nie zu alt!

Für einen Berufswechsel ist man nie zu alt: Mann in Berufskleidung von Arbeiter und Manager

Von der Hausfrau und Mutter zur selbständigen Unternehmerin, vom „Bürohengst“ zum Ökobauern, vom Buchhalter zum Schriftsteller: Immer mehr Deutsche wagen in ihrem Berufsleben einen Neustart und finden so wieder Freude und Erfüllung in ihrer Tätigkeit. Lohnt sich auch für dich ein beruflicher Neustart? Wir haben das spannende Thema Berufswechsel genauer unter die Lupe genommen.

Berufswechsel ein Trend?

Wie viele Menschen genau sich pro Jahr beruflich völlig neu orientieren, darüber gibt es bislang keine Statistiken. Fest steht jedoch, dass klassische Lebenslang-ein-Job-Lebensläufe immer seltener werden. Die Zahl der „Patchwork“-Lebensläufe – wir wollen sie mal so bezeichnen – mit Brüchen und Wechseln in der Berufsbiografie nimmt hingegen stetig zu. Eine gute Bezahlung allein reicht vielen nicht mehr aus, um lebenslang im gleichen Job glücklich zu werden.

Gute Gründe für einen Neustart

Ein beruflicher Neustart ins Ungewisse? Dafür kann es viele, gute Gründe geben. Private und berufliche. Wir wollen nur einige typische nennen:

Das DIE-KINDER-SIND-GROSS-UND-WAS-NUN-DILEMMA

Die Kinder sind erwachsen und aus dem Haus. Viele Frauen suchen nach der Erziehungspause oder Familienteilzeit eine neue Aufgabe oder berufliche Herausforderung, die dem Leben einen neuen Sinn gibt und die Lücke schließt.

KNACKPUNKT: EIGENER KÖRPER

Harte, körperliche Arbeit geht über kurz oder lang richtig auf die Knochen. Selbst ein Bürojob kann durch ungesundes Dauersitzen die Wirbelsäule ruinieren. Ein Weiterarbeiten im alten Job ist dann aus Gesundheitsgründen nicht mehr möglich.

Die DU-BIST-NICHT-MEHR-SCHÖN-UND-AUCH-NICHT-MEHR-SPITZE-ERKENNTNIS

Auch außergewöhnliche Jobs wie Modell oder Spitzensportler kann man nicht ein Leben lang ausüben. Gut beraten ist, wer sich rechtzeitig mit den beruflichen Perspektiven nach dem Ausstieg aus dem Promijob beschäftigt.

Die FRAGE-NACH-DEM-SINN-IM-BERUFSLEBEN

Fehlt noch die Suche nach dem Sinn im eigenen (Berufs-)Leben. Die Sinnsuche führt nur allzu oft zu der bitteren Erkenntnis: Ich habe bisher nicht das gemacht, was ich wirklich machen will. Ich muss mein Leben und meinen Beruf jetzt ändern, sonst werde ich es ewig bereuen!

Silver Ager & Co. sind für Firmen Gold wert

Noch vor wenigen Jahren standen die Karten für ältere Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt ziemlich schlecht. Mit zunehmenden Alter sanken die Chancen auf einen neuen Job rapide. An einen Berufswechsel war schon gar nicht zu denken. Das ändert sich aktuell, denn Vollbeschäftigung, akuter Fachkräftemangel und rückläufiges Interesse von Schulabgängern an einer Ausbildung zwingen viele Firmen zum Umdenken.

Immer mehr Unternehmen setzen daher auf die Potenziale von Berufsum- und Quereinsteigern, die sich meist mit viel Freude und Elan beruflich verändern wollen. Sie haben verstanden, dass erfahrene Arbeitnehmer mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten ein wahrer Schatz sind, von dem alle profitieren können. Hinzu kommt, dass einen gestandenen Kollegen so schnell nichts aus der Ruhe bringt – selbst beim Neustart in einem ganz anderen Beruf. Immer mehr Firmen bilden daher bewusst Teams mit einem breiten Alters- und Qualifikationsspektrum, in denen auch Quereinsteiger mit ihrem besonderen Erfahrungsschatz herzlich willkommen sind.

Die klassische Karriereleiter in der Krise?

Dazu passt, dass immer weniger Menschen mühsam die klassische Karriereleiter erklimmen möchten. Der Kraft- und Zeitaufwand ist vielen einfach zu hoch und deckt sich nicht mit ihrem Wunsch nach einem freien, sinnhaften und selbstbestimmten Leben. Karrierebrüche, Pausen oder Seitenschritte finden sich daher heute in immer mehr Berufsbiografien, auch wenn sie oftmals Mut zum Aus- oder Umstieg verlangen. Klassische Leiter-Karrieren werden somit immer seltener, die Zahl mosaikartiger Erwerbsbiografien nimmt hingegen stetig zu. Manche Experten sehen hier eine ganz neue Karrierekultur auf dem Vormarsch, in der die rationale Karriereplanung keinen dominanten Platz mehr hat und dem eigenen Bauchgefühl eine zentrale Rolle zukommt.

Die neuen Studenten

Eine Folge dieser Entwicklung: Die Zahl der Studenten jenseits des typischen Studentenalters steigt. Gerade Studienangebote neben dem Beruf oder in Teilzeit sind gefragt. Ein Berufsumstieg mit qualifizierendem Studium muss dabei kein Gewaltritt sein, den man innerhalb kürzester Zeit durchpeitscht. Es geht auch langsamer, entspannter und vorsichtiger. Bei einem schrittweisen Umstieg kann z. B. Teilzeit im alten Job weitergearbeitet werden, während gleichzeitig die Aus- oder Fortbildung für den neuen Job absolviert wird.

Klar, den reiferen Jahrgängen fällt das Lernen häufig nicht mehr so leicht, wie den frischgebackenen Schulabsolventen. Schließlich haben sie die Schulbank schon längere Zeit nicht mehr gedrückt. Trotzdem gehen sie mit Eifer und Wissbegierde zur Sache. Denn sie wissen, dass sie das, was sie jetzt machen, wirklich wollen. Im Idealfall können Ältere mit ihren Kindern zusammen lernen und sich so gegenseitig unterstützen.

Vorsicht vor Selbstüberschätzung!

Allerdings sollten ältere Arbeitnehmer auch klar ihre Belastungsgrenzen und körperlichen Limits kennen. Denn ein beruflicher Neuanfang oder eine berufliche Weiterqualifizierung ist eine echte Herausforderung und erfordert viel Ausdauer und Durchhaltevermögen. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass sich gerade Männer gerne überschätzen.

Daher unser Tipp: Ein ganzes Stück einfacher wird es, wenn du dich bei deinem Berufswechsel auf deine eigenen Stärken besinnst und einen neuen Beruf wählst, in dem du deine Stärken und Talente gezielt nutzen und weiterentwickeln kannst.

Perspektivenwechsel: JA oder NEIN? Lass dich beraten!

Und noch ein Tipp: Nicht immer muss es ein Job- oder Berufswechsel sein! Manchmal reicht es völlig aus, das Bestehende neu zu denken und besser zu gestalten.

Hilfreich kann es sein, bei einem geplanten Berufswechsel externe Beratung in Anspruch zu nehmen. Das kann ein spezieller „Traumberuf“-Coach, aber auch die Agentur für Arbeit sein. Ein erfahrener Berater und eine gründliche Situationsanalyse können dir dabei helfen, deine Pläne realistisch einzuschätzen. Gleichzeitig erhältst du so einen fachmännischen Blick von außen auf dein Berufsleben sowie deine Fähigkeiten. So fällt es dir leichter, offen über deine eigene berufliche Zukunft nachzudenken und potenzielle Fallstricke oder Irrwege beim gewünschten Berufswechsel zu erkennen. Wir wünschen dir viel Erfolg!

Unsere Quellen und Leseempfehlungen zum Thema Berufswechsel

www.welt.de
www.zeit.de
www.sueddeutsche.de
www.sueddeutsche.de